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Agentur für Soziale Entwicklung und Innovation

Weil Bildung nicht in der Schule enden, sondern als einen lebenslangen Prozess Beachtung finden sollte, wurde die Querdenker Akademie ins Leben gerufen.

Die Querdenker Akademie bietet Weiterbildung im Rahmen von Seminaren und Workshops an, mit besonderem Schwerpunk auf die Bereiche Arbeit & Berufliche Integration.

Was ich wirklich wirklich will

Die Entdeckung dessen, was man wirklich und wahrhaftig will, ist weder etwas Plötzliches noch etwas Endgültiges. Es ist vielmehr ein Prozess mit vielen Anläufen und Umwegen, mit Misserfolgen und Neuorientierungen. Und es ist ein Prozess, den die meisten Menschen weder kennen noch jemals durchlaufen haben. Vor allem bedarf es auf dieser Entdeckungsreise der Freiheit, zu experimentieren.

Das Wichtigste allerdings ist, dass man einen Anfang wagt und sich, nicht nur in Hinsicht auf die Arbeit, sondern auf praktisch alles, angewöhnt zu fragen: „Ist es das, was ich wirklich will? Ist dies ein Jackett, das ich wirklich tragen will, oder trage ich es aus Faulheit oder aus Furcht? Und was ist mit der Fernsehsendung, die ich mir gerade ansehe? Und was hat es mit diesem Ziel auf sich, das ich nun schon seit einiger Zeit verfolge?"

Allein aus der Tatsache, dass wir Menschen helfen, jene Art von Arbeit zu finden, die sie sich zutiefst wünschen, folgt, dass die Begleitung sich zumeist höchst persönlich und privat gestaltet. Das, was jemand wirklich und wahrhaftig will, ist selten, exklusiv und anspruchsvoll. Die Begleitung erstreckt sich manchmal über viele Monate, ja vielleicht sogar ein ganzes Leben, manchmal ist sie auch viel kürzer. Auf jeden Fall müssen unsere Interventionen den Konturen des jeweiligen Individuums folgen.


Frithjof Bergmann,
Neue Arbeit – Neue Kultur

Inhalt Im Rahmen des Seminars beschäftigen Sie sich mit der Frage: „Was ich wirklich wirklich will“

In diesem Zusammenhang soll es darum gehen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu hinterfragen und durch kreative Herangehensweisen versuchen, diese zur Gänze oder zumindest teilweise umzusetzen. Diese Fragestellung darf sich auch nicht nur auf den einzelnen Bereich wie den Freizeitbereich beziehen, sondern muss alle Lebensbereiche umfassen.
Ziel Ziel ist es, mit diesem Seminar einen anderen Weg der üblichen Wege im Rahmen eines Orientierungs- oder Zielfindungsseminar zu gehen. Im Rahmen einer sehr entspannten und wertschätzenden Atmosphäre werden Sie sich auf die Suche nach Ihren Potentialen, Talenten und Interessen machen. Am Ende dieses Seminars haben alle TeilnehmerInnen die Gewissheit, drei Tage lang intensiv über Veränderungsoptionen nachgedacht zu haben und vielleicht die eine oder andere Veränderung konkret geplant und in Angriff genommen zu haben.
Methoden Der erste Schritt ist es, im Rahmen einer entspannten Atmosphäre die Zeit und den inneren Takt zu finden, um sich dieser Fragestellung entspannt und ohne Druck widmen zu können. Es folgt eine intensive Auseinandersetzung mit den Berufs- und Lebenslinien der TeilnehmerInnen. Einen nächsten zentralen Punkt stellt die Erstellung einer Talente- und Kompetenzbilanz dar. All diese Ergebnisse und Erkenntnisse werden nun mit den eigenen Wünschen und Träumen im Rahmen eines Matchingprozesses aufgearbeitet. Den letzten Teil des Seminars stellt die Bearbeitung eines Veränderungsplans dar, mit dem Sie das Seminar verlassen und der ihnen helfen soll, allfällige Veränderungen geplant und konstruktiv anzugehen.
Dauer 4 Tage
Ort je nach Vereinbarung
Referenten Tom Zuljevic–Salamon, Barbara Foschum, Knut Berndorfer

Anhang

Die Geschichte vom einsamen Dorf

Vielleicht gibt uns eine kleine Geschichte ein paar erste, ungefähre Vorstellungen von dem, was hier folgen soll: Stellen wir uns ein sehr abgelegenes, tadellos ordentliches Dorf vor. Alles ist im rechten Winkel, nichts sticht irgendwie störend hervor. Die Menschen, die es bewohnen, sind viel kultivierter als gewöhnliche Bauern. Vor hunderten von Jahren haben sie schon sehr leise und melodisch gesprochen, und nun habe sie einen Grad der Verfeinerung erreicht, der nahezu völlige Stille gebietet. Fast ihre gesamte Kommunikation geht mit Hilfe ausgesucht subtiler ritueller Gesten vor sich. Zum Beispiel gibt es mindestens hundert verschiedene Arten, die Augen vor der Sonne zu schützen, und jede davon hat eine eigene Bedeutung.

Im Zentrum des Dorfes steht ein alter strohgedeckter Tempel, und in diesem Tempel hängt ein enormer Gong aus poliertem Messing, so groß wie die Oberfläche eines Teiches. Wenn irgendwas geschieht, was das ganze Dorf betrifft, wenn der Fluss über die Ufer tritt oder ein Feind die Grenze überschritten hat oder eine Heuschreckenwolke das Land überschattet, dann rennt jemand zum Tempel und nach Monaten oder manchmal Jahren würdevoller Strenge und Stille ertönt das Dröhnen dieses Gongs. Nach der langen Stille trifft dieser Lärm sie wie ein Schlag. Manche – zugegeben die Kultiviertesten – fallen zu Boden, den Kopf in den Armen bergend. Die übrigen zittern so, dass sie nicht einmal mehr die Gesten ihrer Taubstummensprache ausführen können, und bei diesem Lärm zu flüstern ist sinnlos. Das macht es jedem sehr schwer herauszufinden, warum der Gong geschlagen worden ist, und so wird das Dorf zur leichten Beute jeder Gefahr und jedes Feindes. Der Punkt, auf den es ankommt, ist, dass uns der Klang der „Freiheit“ so betäubt wie der Gong jene Bauern. Wenn wir einen gemeinsamen Nenner suchen, etwas, das die vielfältigen Defizite unserer Gesellschaft zusammenfasst, dann hat die Formel, dass wir „unterdrückt“ seien, dieselbe Wirkung wie in unserer Geschichte das Dröhnen des Gongs: Sie füllt unsere Ohren, bis wir keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Wider das bessere Wissen, dass das vielleicht ein Fehlurteil ist, dass es jedenfalls keine zentrale Rolle spielt oder nicht die Diagnose ist, die wir brauchen, beendet diese Formel mit ihrer Wucht sofort die Möglichkeit echten Nachdenkens. Und das gleiche geschieht, wenn wir wissen wollen, welches Ziel wir uns steckt, in welche Richtung wir gehen sollen. Auch dann sagt uns die Antwort „größere Freiheit“ nichts. Wieder hören wir nur Gedröhn. Alle machen mit und formen wie betäubt das Wort mit ihren Lippen nach, aber jeder meint etwas anderes, und es wird keinerlei Intelligenz oder Information ausgetauscht.

In der gegenwärtigen Diskussion mangelt es vielen sozialen Theorien an Selbstvertrauen. Die meisten von uns haben eine vage und dumpfe Ahnung, dass die Grundlagen schwanken, dass wir keinen festen Boden unter den Füßen haben und wir deshalb immer nach immer neuen Strohalmen greifen. Es gibt wenig Eigenständiges, kaum wagemutige Vorstöße. Es zeichnet sich keine echte Struktur ab, die ihr eigenes Gewicht tragen, geschweige denn neue Orientierungslinien vorschlagen (und zu gewichtigen Schlussfolgerungen führen und sie stützen) könnte. Die eigentümliche Doppeldeutigkeit der Idee der Freiheit hat zu dieser Lähmung beigetragen, weil sie einerseits ein Ziel und einen Rahmen postulierte, andererseits aber so problematisch ist, dass sie weder Orientierung noch eine schlüssigen Sinnzusammenhang liefern kann. Wir kommen über ein kasuistisches Blindekuh-Spiel nicht hinaus.

Die Idee der Freiheit ist bis jetzt wie eine Haube, die den Falken des Gedankens auf dem Lederhandschuh hält. Denn sie gibt uns die Illusion, dass wir ein Ziel haben, dass es bekannt ist, dass es dafür einen Rahmen gibt und wir alles richtig verstehen – und deshalb werden die großen Fragen gar nicht erst gestellt.

Frithjof Bergmann, „Die Freiheit leben"